Einer der letzten Vertreter der Textilindustrie
Thomas Isler stirbt im Alter von 80 Jahren
Michael von Ledebur – Mit freundlicher Genehmigung der NZZ (NZZ vom 21. November 2024; Seite 11)
An dem Tag, als Thomas Isler stirbt, wartet auf die Hinterbliebenen zu Hause bei der Rückkehr vom Spital ein Blumenmeer. Er hat am Tag zuvor Geburtstag gehabt – und musste in den Notfall eingeliefert werden. «Was können wir Thomas Gutes tun?», steht auf einer der Glückwunschkarten. Thomas Isler, verheiratet, Vater zweier erwachsener Söhne, Damian und Leander, ist am 14. November verstorben. Er wurde 80 Jahre und einen Tag alt.
Schon länger hatte er Krebs. Doch er liess sich nicht davon abhalten, sein Leben so zu führen, wie er das immer getan hatte. Er fuhr Ski und ruderte. Noch am Freitag sei er im Geschäft gewesen, sagt sein Sohn Damian Isler. Er war aktiv bis zum Schluss. Vom ruhigen Pensionistenleben habe er ohnehin nie viel gehalten, sagt seine Ehefrau Corinne Isler-Boller.
Thomas Isler war ein Textilindustrieller mit Leib und Seele. Das Familienunternehmen Gessner mit Sitz in Wädenswil, dem er bis zu seinem Ableben als Präsident vorstand, war lange Zeit eine Grösse im hiesigen Textilgeschäft. Isler stand dem Textilverband Schweiz vor und war 41 Jahre lang Präsident der Zürcherischen Seidenindustrie-Gesellschaft, die das Erbe dieses für Zürich einst so wichtigen Industriezweigs verwaltet.
Ein «Urfreisinniger»
Als «urfreisinnigen Rüeschliker Unternehmer» hat die «Zürichsee-Zeitung» Isler einst bezeichnet. Der Freisinn in einer liberalen, offenen Spielart sei ihm sehr wichtig gewesen, sagen die Hinterbliebenen – überhaupt die Freiheit. Er war 18 Jahre lang, von 1977 bis 1995, Gemeindepräsident von Rüschlikon. Ebenfalls während 18 Jahren und bis 2005 sass er im Kantonsrat, die beiden letzten Jahre als Fraktionschef.
2008 wurde er Präsident des Zürichsee-Landschaftsschutzes, im Volksmund Schilfröhrliklub genannt. Der Verein setzt sich für den Schutz des Landschaftsbildes an den Ufern des Zürichsees ein. In einer Gedenkschrift zu seinem Abschied steht über Isler, er habe sich viel länger und intensiver für den Verein eingesetzt, als er das selbst angekündigt habe.
Andere hätten unter der Last der vielen Ämter vielleicht geächzt. Bei ihm sei das Gegenteil der Fall gewesen, sagt sein Sohn Damian Isler. «Er hat diese Aufgaben gesucht, weil sie ihm Energie gegeben haben.» Aber er habe keineswegs alles an sich gerissen, sondern gerne delegiert und den Leuten ihre Freiheiten gelassen. «Als Chef war er sehr beliebt.» In seinem letzten Lebensjahr gab Isler ein Amt nach dem anderen ab. Im März das Präsidium der Zürcherischen Seidenindustrie-Gesellschaft, im Juni jenes des Zürichsee-Landschaftsschutzes.
Einst 2000 Angestellte
Und auch für die einst stolze Textilfirma endete eine Ära. Gegründet 1841, beschäftigte das Familienunternehmen Gessner bei Thomas Islers Geburt noch über 2000 Angestellte auf der ganzen Welt. Die Spezialität des Hauses war die Herstellung von Stoffen für Krawatten, Deko und Haute Couture. Die Firma überlebte den Niedergang der Textilindustrie in der Schweiz nicht. Wie für andere ehemalige Textilbetriebe ist die Entwicklung der eigenen Immobilien heute ein wichtiges Standbein.
Aber Thomas Isler wollte es damit nicht sein Bewenden haben lassen. Unter dem Label Créasphère wurden die einstigen Fabrikläden zu einem Netz von Fachgeschäften für Stoff und Vorhänge mit über 200 Mitarbeiterinnen in der ganzen Schweiz. Doch auch dieses Marktumfeld wurde zuletzt zusehends schwieriger. In diesem Jahr hat die Firma ihre letzten Filialen geschlossen. Der Zufall wollte es, dass dies just in dem Jahr geschah, das Thomas Islers letztes sein sollte. Zurück bleiben sein Unternehmen, seine Familie und sein grosses Engagement für seinen geliebten Zürichsee.
Der Abschiedsgottesdienst findet am Donnerstag, 19. Dezember 2024, um 14.00 Uhr im Grossmünster in Zürich statt.
Stellungnahme des Zürichsee Landschaftsschutz zur „Windenergieplanung Kanton Zürich Phase 2“
Einleitung
Nachdem der Kanton Zürich im Jahre 2022 seine Absichten zum Ausbau der Windenergie publik gemacht hatte, legt die Baudirektion nun in der „Windenergieplanung Phase 2“ die Priorisierung der Standorte und die „Steckbriefe der Potenzialgebiete“ vor.
Mit der Medienmitteilung vom 2.7.2024 gibt der Regierungsrat Richtplaneinträge für Windenergie-Eignungsgebiete und die Wasserkraftnutzung sowie eine Vorlage zur Beschleunigung der Verfahren in die öffentliche Anhörung.
Einige grundsätzliche Gedanken
Der Wirtschaftsraum Zürich ist ein grosser Konsument von elektrischer Energie. Es ist daher zu begrüssen, dass an diesem wichtigen Wirtschaftsstandort die Verantwortung für die Energieversorgung wahrgenommen wird. Ob Wasserkraft, Solarenergie oder Windkraft – der Ausbau von Energieanlagen greift in das Landschaftsbild und den Naturhaushalt ein. Es ist deshalb dem Zürichsee Landschaftsschutz ein Anliegen zur Windenergieplanung des Kantons Zürich Stellung zu beziehen.
Grundsätzlich bietet die vorhandene Infrastruktur gute Voraussetzungen Solaranlagen ohne weitere Belastungen für die unbebaute Landschaft zu installieren. Diesbezügliche Bemühungen sind nun – spät zwar – angedacht.
Gleichzeitig wird aber umso deutlicher, dass man bis heute die Speicherungs- und die Übertragungsinfrastruktur für diese Energieträger sträflich vernachlässigt hat.
Für die Nutzung erneuerbarer Energie – sie fällt bei der Solar- und der Windenergie temporär an – ist deren Speicherung unabdingbar. Auf technologische Neuerungen in dieser Hinsicht zu warten (im August 2024 hat der Kanton Zürich hierzu Forschungsanstrengungen in Aussicht gestellt!), erweist sich bereits beim heutigen sanften Zubau der Solarenergie als problematisch. Es wurde versäumt auf die traditionelle Speicherung mit Pumpspeicheranlagen in bestehenden Stauseen hinzuarbeiten. Die strategische Zusammenarbeit mit benachbarten Kantonen ist hierzu überfällig.
Zudem genügt die gesamte Übertragungsinfrastruktur, von den Höchstspannungsleitungen bis lokalen Netzebene, der Verteilung erneuerbarer Energien nicht.
Auch ist zu bemängeln, dass bis heute keine Anreize für das Energiesparen gesetzt wurden.
Im Gegenteil ist der Verbrauch im Kanton Zürich durch die undifferenzierte Standortförderung weiter am steigen. Die Ansiedlung von Grossverbrauchern, wie den neu im Kanton angesiedelten Rechenzentren, wird bejubelt.
Es wird klar, dass der Umbau der Energieversorgung in den kleinmasstäblichen Verhältnissen der Schweiz nicht kantonal gelöst werden kann. Die Zusammenarbeit muss kantonsübergreifend erfolgen. Eine abgestimmte Strategie für haushälterischen Umgang, Produktion, Transport und Speicherung ist nötig. Hier eine aktive Rolle einzunehmen wäre dem Wirtschaftsstandort Zürich angemessen. Verantwortung für die Energiewende zu übernehmen heisst nicht, alles lokal zu lösen.
Stellungnahme des ZSL zur „Windenergieplanung Phase 2“
Bei der Durchsicht der „Windenergieplanung Phase 2“ wird die isolierte kantonale Betrachtungsweise des Vorhabens deutlich. Die Annahmen zu den Windverhältnissen beruhen auf groben Modellen, tragfähige Messreihen werden nicht aufgeführt. Da muss dann schon ein Standort nördlich des Randens als Vergleichsbeispiel herhalten, wobei jedem Ortskundigen die unterschiedlichen und deutlich weniger ertragreichen Strömungsverhältnisse vor allem im zentralen und südlichen Kantonsteil bekannt sind. Gegebenenfalls kann man sich ja anhand der öffentlich zugänglichen Strömungsanimationen eine eigene Meinung bilden.
Die Zürichseelandschaft – und sie ist dem Verein Zürichsee Landschaftsschutz vorrangig ein Anliegen – wird im Wesentlichen durch die im folgenden genannten Potenzialgebiete tangiert:
- 32 Obsirain; Stäfa/Hombrechtikon
- 33 Wädenswiler Berg; Wädenswil
- 42 Pfannenstiel; Herrliberg/Meilen/Egg/Küsnacht/Maur
- 43 Küsnachter Berg; Küsnacht/Erlenbach/Herrliberg
- 44 Zollikerberg; Zollikon
Während das „Potenzialgebiet 33 Wädenswiler Berg“ bereits zur Festlegung im Richtplan vorgesehen ist, werden die anderen oben genannten Potenzialgebiete als Zwischenergebnis taxiert.
Auswirkungen auf das Landschaftsbild und den Landschaftshaushalt
Der Kanton Zürich plant in den oben genannten Potenzialgebieten Windräder mit Höhen von 220 Metern zu errichten. Windräder sind neu in unserem landschaftlichen Kontext und damit vorerst fremd, aber als Zeichen moderner Technologie durchaus positiv konnotiert. In den windigen – und dünn besiedelten – Regionen Europas gehören sie schon seit Jahrzehnten zum Landschaftsbild. Sie wurden dort gebaut, weil dort die Windernte gross, andererseits die Siedlungsdichte gering ist. Sie veränderten die Charaktere dieser Landschaften, die ländliche Prägung wurde durch eine „technisch-industrielle“ ersetzt. Allerdings darfman feststellen, dass viele dieser älteren Windparks noch deutlich kleineren Windrädern um die 70 Meter ausgestattet sind und dementsprechend weniger dominant in Erscheinung treten.
Die Wirkung der Windkraftanlagen ist aus der Nähe und aus der Ferne unterschiedlich und von ihrer Grösse abhängig. Würden solche Windräder auf dem Pfannenstiel oder dem Zimmerberg stehen, wäre der Horizont, von der jeweils gegenüberliegenden Seeseite gesehen, durch diese neu definiert. Die Wahrnehmung der unbebauten Höhenlagen würde statt durch Wiesen und Wälder durch die Windräder dominiert. Bei Wind entstünde Bewegung, in der Nacht wären über dem Pfannenstiel die blinkenden Positionsleuchten der Windräder zu sehen. An Stelle einer ruhigen Aussicht entstünde Unruhe. Der Gesamtcharakter der Zürichseelandschaft – immerhin der Lebensraum von hunderttausenden von Menschen – würde massiv beeinträchtigt. Der Verein Freie Landschaft Zürich hat diese Wirkungen eindrücklich visualisiert.
In der Umgebung der Windkraftanlagen selbst würde sich die Erlebnisqualität fundamental ändern. In naturnaher Landschaft entstünde plötzlich Bewegung, welche in unmittelbarer Umgebung auch durch die raschen Schattenspiele Unruhe verursacht. Sollten die Windräder für einmal genügend Wind haben, ist der Geräuschkulisse nicht nur in unmittelbarer Nähe wahrnehmbar. Diese Windkraftanlagen würden die wenigen naturnahen Erholungsräume, welche die dicht besiedelte Zürichseelandschaft zu bieten hat, beeinträchtigen. Spazierende und Wandernde würden vergeblich Ruhe suchen. Sie müssten im Winter sogar die Umgebung dieser Windräder meiden, da Gefahr durch Eisschlag bestünde. Die Flucht aus dem Nebel an die Sonne wäre dann kompromittiert.
Windräder beeinträchtigen nicht nur den Menschen, sondern auch die Fauna. Auch wenn die oben genannten Standorte nicht eigentliche Vogelzugkorridore sind, so wird doch die Avifauna tangiert, Vogelschlag ist unvermeidlich. Wild, Kleinsäuger und Insekten würden hingegen vor allem durch die Erschliessungsanlagen (Pisten und Verkabelungen) beeinträchtigt.
Windkraftanlagen haben den vordergründigen Vorteil, dass sie rückbaubar sind. Doch zuerst müssen sie gebaut werden. Massive Fundamente sind notwendig, die Erschliessung mit Stromleitungen, aber vor allem die Erschliessungspisten zu den Standorten müssen erstellt werden. Diese Erschliessungen für die Turmsegmente und v.a. die über 50 Meter langen Rotoren sind gerade in einer kleinteiligen Landschaft, wie der unseren, äusserst anspruchsvoll. Die Eingriffe für diese Schwerverkehrspisten sind schwerwiegend für Landschaftsbild und Naturhaushalt. Es entstehen Einschnitts- und Schüttböschungen und breite Schneisen, da die Radien müssen für die überlangen Transporte von Gehölzen freigehalten werden müssen. Diese Eingriffe sind nicht temporär, sondern dauerhaft (siehe unten).
Grundsätzliche Kritik zur Methodik und zur Bearbeitungstiefe
Generell ist zu bedauern, dass die Kriterien, welche dieser Planung zugrunde liegen, zu wenig transparent gemacht werden.
Biologische Aspekte werden aufgegriffen, Inventare mehr oder weniger berücksichtigt, doch scheint bei genauerer Betrachtung der oben genannten Gebiete die Bearbeitungstiefe von unterschiedlicher Qualität und nicht genügend zu sein.
Die bauliche Erschliessung und deren temporäre sowie dauerhafte Eingriffe werden verniedlicht. Zudem werden die effektiven lokalen topografischen Verhältnisse falsch eingeschätzt. Die kleinräumigen Geländeverhältnisse (Steigungen / Böschungen) auf dem Pfannenstiel und am Zimmerberg werden grössere Geländeeingriffe zur Folge haben. Windräder dieser Grösse sind nun mal sperriger als ein Langholztransport. Diese Erschliessungspisten können auch nicht zurückgebaut werden, schliesslich müssen die Windkraftanlagen unterhalten und nach 20 bis 30 Jahren erneuert oder zurückgebaut werden.
Damit ist klar, dass neben dem eigentlichen Windrad die Erschliessungswege und die Verkabelung zu wesentlichen Beeinträchtigungen von Flora und Fauna sowie des Landschaftsbilds führen.
Eine entscheidende Kritik betrifft jedoch das gänzliche Fehlen eines Kriteriums „Erholung“. Die oben genannten Standorte belasten Landschaften mit extrem hoher Erholungsdichte und bis heute hoher Erholungsqualität. Über diesen Aspekt legt der vorliegende Bericht keine Aussagen vor. Angesichts der Bedeutung für die Erholung von über einer Viertelmillion Einwohner in den Bezirken Horgen und Meilen (Zürich nicht berücksichtigt) erscheint eine seriöse Standortbeurteilung so nicht tragfähig. Nicht nur werden Kernbereiche dieser Erholungsräume durch das Erscheinungsbild und die Bewegungen der Rotoren beeinträchtigt, vielmehr werden in den Wintermonaten weite Bereiche, wegen der Gefährdung durch Eisschlag unzulänglich sein. Die Zufahrtsschneisen wären in Zukunft per se für die Erholung unattraktiv.
Es ist klar, dass auf dieser Planungsstufe pauschalisiert werden muss, doch scheint die vorliegende Beurteilung zu heterogen und unvollständig.
Der vorliegenden Planung liegen die heutigen von der Industrie lieferbaren Windkraftanlagengrössen zugrunde. Es ist bekannt, dass die Industrie immer grössere Anlagen liefert und die kleineren aus dem Angebot nimmt. Werden beim Ersatz in 20 Jahren zwangsweise noch grössere Anlagen an diesen Standorten platziert?
Forderungen des ZSL
Es ist fragwürdig, aus einer sektoriell gedachten kantonalen Autonomiebestrebung heraus, unsere unter Druck stehenden Landschaften in einer Hauruckaktion zu opfern. Der ZSL fordert die kantonalen Behörden auf die vorliegende
Planung grundsätzlich zu überprüfen. Aus unserer Sicht sind die Beurteilungskriterien zu ergänzen, es sind präzisere und homogenere Beurteilungsstandards einzuführen und anzuwenden. Die Qualität der hier diskutierten Landschaft hat eine gründliche und sorgfältige Beurteilung verdient.
Die Potentialgebiete
- 32 Obsirain; Stäfa/Hombrechtikon
- 33 Wädenswiler Berg; Wädenswil
- 42 Pfannenstiel; Herrliberg/Meilen/Egg/Küsnacht/Maur
- 43 Küsnachter Berg; Küsnacht/Erlenbach/Herrliberg
- 44 Zollikerberg; Zollikon
in der besonders dicht besiedelten und empfindlichen Zürichseelandschaft sind nicht in den Richtplan aufzunehmen.
Der ZSL steht der Einführung eines kantonalen Plangenehmigungsverfahrens für grosse Windenergieanlagen kritisch gegenüber. Gründe dafür sind die reduzierte kommunale Entscheidungskompetenz und das daraus resultierende Konfliktpotenzial zwischen Kanton und Gemeinden. Zudem würde die Verlagerung der Entscheidungsbefugnis auf den Kanton die Mitbestimmung der Stimmberechtigten deutlich einschränken, was das Gefühl verstärken könnte, dass über die Köpfe der Bevölkerung hinweg entschieden wird. Dies könnte Proteste und politischen Widerstand fördern. Da dieses Verfahren im Kanton Zürich selten ist, sind Gemeinden, Verbände und Bürger damit wenig vertraut, was Unmut, Misstrauen und Widerstand verstärken kann.
An der diesjährigen GV in Horgen hat der Zürichsee Landschaftsschutz einen neuen Präsidenten gewählt: Hans Bachmann wird nun den Verein präsidieren und sich gemeinsam mit dem gesamten Vorstand für den Schutz und die Förderung der Lebensräume und des Landschaftsbildes an den Ufern des Zürichsees und des Obersees einsetzen. Wir gratulieren Hans Bachmann aus Erlenbach an dieser Stelle zu seiner Wahl!
Ebenfalls an der GV wurde nach 16 Jahren im Amt Thomas Isler gewürdigt:
Würdigung von Thomas Isler als Präsident des ZSL 2008–2024
Würdigung Präsident Thomas Isler
Im Jahresbericht 1934 hielt der Gründungspräsident des ZSL, damals noch des «Verbandes zum Schutze des Landschaftsbildes am Zürichsee», Dr. Hermann Balsiger, Oberrichter in Zürich, über den Verein fest: «Die Idee lebt, denn sie ist aus der Liebe geboren.» Anlässlich des 25jährigen Jubiläums 1952 griff der damalige Präsident, Gottlieb Lehner, auf diese Feststellung zurück und erläuterte die erfolgreichen Leistungen des Vereins. Und auch heute kann dies geschehen in Würdigung der grossen Verdienste von Thomas Isler um den ZSL. Die Idee des Schutzes des Landschaftsbildes am Zürichsee lebt bald 100 Jahre nach der Vereinsgründung weiter, weil sie nicht nur aus der Liebe zur Zürichseelandschaft heraus geboren wurde, sondern weil sich auch heute noch Menschen finden, welche diese Liebe für den Zürichsee spüren und sich zu dessen Schutz bekennen und dafür einsetzen. Thomas Isler hat dies nun 16 Jahre lang mit grossem Einsatz getan, indem er als Präsident die Geschicke unseres Vereins umsichtig und engagiert leitete und diesen weiterentwickelte.
Als 2008 mit Blick auf den Rücktritt von Dr. Ulrich E. Gut ein neuer Präsident gesucht wurde, zeigte sich bald, dass mit Thomas Isler, dem früheren Gemeindepräsident von Rüschlikon, der auch lange Jahre im Kantonsrat gewirkt hatte, eine Persönlichkeit zur Verfügung stand, welche trotz herausforderungsreicher beruflicher Tätigkeit in einer gewichtigen Führungs- und Verantwortungsposition als Unternehmer, die Bereitschaft hatte, sich an der Spitze unseres Vereins für den Zürichsee und dessen Landschaft einzusetzen. In einem ersten Gespräch sagte Thomas Isler zu, den Verein bis zur Vollendung des 70. Altersjahrs präsidieren zu wollen. Die Leitung unseres Vorstandes und des Vereins wurde ihm dann bald zur Leidenschaft, sodass er dem ZSL zehn Jahre länger als ursprünglich geplant als Präsident zur Verfügung stand. Die Selbstverständlichkeit, sich für die öffentlichen Anliegen des Landschaftsschutzes einzusetzen, zeugen nicht nur von der genannten Liebe, sondern auch von einem Selbstverständnis der Verantwortung für Mensch, Fauna und Flora, für die gesamte Landschaft am Zürichsee, wie man es heute leider nicht mehr oft findet. Für diesen Einsatz sind wir sehr dankbar. Es schmerzt daher besonders, dass Thomas Isler heute krankheitshalber nicht bei uns sein kann.
Thomas hat in den 16 Jahren seiner Arbeit viel Zeit auch seines Unruhestandes für den ZSL eingesetzt und dadurch vieles erreicht und bewegt. Wann immer möglich folgte er den altbewährten Grundsätzen des Vereins: Aktiv mitgestalten, aufklären und beraten, motivieren und unterstützen, statt ablehnen, blockieren, verbieten und prozessieren. Dank seinen engen Beziehungen zur Zürcher Politik und zur Kantonsregierung wurde ihm die regelmässige Teilnahme im operativen Kernteam der Baudirektion bzw. im Amt für Raumentwicklung des Kantons Zürich möglich. Dadurch konnte sich der ZSL direkt nicht nur in den politischen, sondern auch in den verwaltungsinternen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess einbringen. Zahlreiche Interventionen erfolgten daher in einem frühen Stadium der Meinungsbildung, ohne dadurch in der Öffentlichkeit Wogen zu schlagen. Ab 2007 beteiligte sich der ZSL gemeinsam mit kantonalen Naturschutzorganisationen der Kantone Zürich, St. Gallen und Schwyz an der Umsetzung verschiedener Schutzziele im Gebiet Zürichsee/Obersee und in der mit dem See biologisch eng vernetzten Linthebene. Diese als KoKo Hotspots Zürichsee, Obersee und Linthebene bekannte Organisation integriert seit 2013 die kantonalen Fachstellen und dient auch als Ansprechstelle für die kommunalen Schutzverbände. Peter Stünzi hat hier jeweils den ZSL vertreten und viele Impulse eingebracht. Seit 2022 lädt er zur Koordination der Projekte «Ökologische Infrastruktur der Kantone Glarus, St. Gallen und Schwyz in der Linthebene» ein. Thomas hat diese Entwicklung und die Tätigkeit der KoKo stets mit Wohlwollen unterstützt und gefördert. Für ihn war immer klar, dass der Schutz der Uferlandschaft am Zürichsee sich nicht auf die Ufer beschränken kann, sondern der ganze Lebensraum als Landschaft und Ökosystem mit seiner Artenvielfalt geschützt werden muss. So liessen sich auch Erkenntnisse des 2004–2006 durchgeführten und publizierten Forschungsprojekts «Leben am Ufer – Uferleben» des ZSL teilweise umsetzen – meistens ohne mediale Untermalung.
Thomas war es immer ein Anliegen, das Fachwissen im Vorstand abzuholen und für den Verein fruchtbar zu machen. Neben der Beobachtung der Entwicklungen in den einzelnen Uferzonen, sollte das Wissen um die Bedeutung des Sees bei Behörden und in der Bevölkerung erweitert werden. Nur aus dem Wissen und der Einsicht erwachsen bei den Menschen die Überzeugung und der Wille zum nachhaltigen Schutz unserer Seeuferlandschaft. Wer verstanden hat, was es aus welchen Gründen zu schützen gilt, der braucht nicht mit Verboten zur Raison gebracht zu werden. Aus dieser wissenschaftlichen Zielsetzung ging etwa das aufwändige und innovative mit Joachim Kleiner und Peter Stünzi entwickelte Projekt «Erholungslandschaft Zürichsee» hervor, das eine umfassende Dokumentation der Anspruchsgebiete mit ihren unterschiedlichen Funktionen und Naturwerten hervorbrachte. Die Dokumentation steht heute auf der Website des ZSL der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Die Kommunikation der Vereinstätigkeit war Thomas ein wichtiges Anliegen. Es gelang ihm, Kommunikationsfachleute für den Vorstand zu gewinnen, welche den Internetauftritt des Vereins verbesserten und seit einigen Jahren die Vereinstätigkeit professionell nach aussen kommunizieren und damit die Aussenwirkung verstärken. Mit Veronika Studer Bärlocher verfügt der ZSL heute über eine sehr engagierte Kommunikationsexpertin in den eigenen Reihen.
Thomas Isler hat sich zweimal erfolgreich gegen Initiativen zum Ausbau von Uferwegen am Zürichsee gewehrt. Er stand mit dieser ablehnenden Haltung vollumfänglich in der Tradition des ZSL, welcher in der landseitigen öffentlichen Zugänglichkeit grosser Teile der Ufer stets einen erheblichen und schädlichen Eingriff in die Biotope von Fauna und Flora im Uferbereich befürchtete. Es bleibt nun zu wünschen, dass sich Uferanrainer mit derselben Leidenschaft und biologisch-ethischen Verantwortung wie Thomas für ihren Uferabschnitt einsetzen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten biologische Aufwertungsmassnahmen an die Hand nehmen. Privateigentum verpflichtet bekanntlich zu Pflege und Sorge. Dies gilt in höchstem Ausmass für empfindliche Naturräume wie die Seeufer.
Thomas Isler hat mit seinem ruhigen und fürsorglichen, aber zielbewussten Führungsstil viel bewegt und den Vorstand immer wieder motiviert, indem er seine persönliche Liebe und Begeisterung für die Zürichseeuferlandschaft als Idee auf uns alle übertrug. Oft hat er selbst mit den zuständigen Vorstandsmitgliedern Augenscheine vorgenommen, Stellungnahmen verfasst, Abklärungen veranlasst oder persönlich interveniert. Sein vorzügliches Netzwerk setzte er jederzeit ein für die Anliegen des ZSL. Mit seiner politischen Erfahrung und seiner als Unternehmer geschulten pragmatischen Praxis der Problemlösung erkannte er rasch, wann beherzter Einsatz geboten war und es sich lohnte, einen Effort zur Erreichung des Vereinszwecks zu leisten.
Wir sind Thomas sehr dankbar für seine langjährige grosse Arbeit zugunsten unseres Vereins und für die Landschaft am Zürichsee und wünschen ihm von Herzen gute Besserung.
Stadt Wädenswil und Projekt Fokusraum Au
Treffpunkt: Krautgarten Steinacher, direkt oberhalb Primarschulhaus Steinacher, Au, Wädenswil
25. Mai 2024, 13:30-17:00
Entdecken Sie mit uns in der faszinierenden Kulturlandschaft der Au verschiedene
interessante Aufwertungsprojekte! Lernen Sie auf einer spannenden Reise durch
verschiedene Posten, umgesetzte Projekte wie den Krautgarten Steinacher,
Blumenwiesenneuansaaten, Kastanienpflanzungen, Lichte Waldflächen und ein
Schulgartenprojekt kennen. Erfahren Sie von geplanten Projektideen wie dem
Naturerlebnispfad Wald mit Spiel- und Kunstobjekten, von neuen Waldbildern, von
ökologischen Schulhausaufwertungen, der Erhaltung und Förderung der vielfältigen
Hochstammobstgärten und diskutieren Sie mit uns über die landschaftliche Aufwertung von
Siedlungsrändern, die Förderung sanfter Erholungsnutzungen oder Sie sich über das neu
gegründete Naturnetz Zimmerberg informieren.
Flyer
Wenige Parkplätze vor Ort – Anreise per ÖV oder zu Fuss wird empfohlen.
Save the Date – 97. Generalversammlung
Am Samstag, 22. Juni 2024 findet die nächste Generalversammlung des ZSL statt.
Ort: Schinzenhof, Horgen (Alte Landstrasse 24, Horgen)
Zeit: 14:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Bitte reservieren Sie sich das Datum bereits jetzt – die Einladung und weitere Informationen folgen.
Stellungnahme Uferinitiative
Der Zürichsee Landschaftsschutz engagiert sich seit über 95 Jahren für eine nachhaltige Entwicklung von Flora und Fauna rund um den Zürichsee und den Obersee. Wir beobachten und verfolgen die Entwicklung dieses einzigartigen Ufergebiets sehr genau.
Grundsätzlich erkennt der ZSL das Bedürfnis der Bevölkerung nach Erholung an. Er ist sich bewusst, dass die Erholung am Wasser besonders attraktiv ist. Auf der anderen Seite gilt es auch zu bedenken, dass das Ökosystem Zürichsee bereits heute unter Druck ist (Link). Hier ist es wichtig zur langfristigen Sicherung der Qualität – des Ökosystems und der Erholungsmöglichkeiten – für künftige Generationen sorgfältig und situationsbezogen vorzugehen.
Entsprechend verweist der ZSL auf seine Position zur aktuellen Debatte zur „Uferinitiative“:
Eine pauschale und durchgehende Erschliessung des gesamten Zürichseeufers, wie es die Initiative verlangt, greift zu kurz. Sie bringt nicht die versprochene Steigerung der Erholungsqualität und gefährdet, die verbleibenden Reste an naturnahen Standorten in den ufernahen Wasserbereichen und am Ufer, welche es zu schützen gilt.
Vielmehr gilt es, bedacht und sorgfältig vorzugehen und eine klare Entflechtung der diversen Uferabschnitte unter Berücksichtigung ihrer ökologischen Beschaffenheit anzustreben. Gemeinden und insbesondere auch künftige Generationen werden eine spezielle Verantwortung haben, die Ufergebiete entsprechend ihrer Bestimmung als Schutzgebiet zu schützen oder bei bereits bestehenden naturfernen Bereichen Aufwertungen vorzunehmen.
Gestützt auf die jahrzehntelange Beobachtung der Ufervegetation und -entwicklung und auf die Expertise unserer Fachspezialisten sind wir der Meinung, dass ein durchgehender Seeuferweg entlang des Zürichsees unzumutbare Folgen für Pflanzen, Tiere und allgemein auf die Umwelt hätte, selbst wenn aufwändige und kostenintensive Begleitmassnahmen (Überwachung, Reinigung, Ausgleichsmassnahmen etc.) getroffen werden würden.
Zur oben genannten Positionierung führten unter anderem die folgenden Punkte:
- Ried und Schilfgebiete, wie jene in den Gebieten Schirmensee (Feldbach) oder «Frauenwinkel» am oberen Ende des Zürichsees, sind hoch sensible Ökosysteme, die bei grösserer Nutzung durch den Menschen rasch aus dem Gleichgewicht geraten und Schaden davon tragen.
- In Ufernähe befinden sich unzählige Brutplätze, zum Beispiel jene von Stockente, Blässhuhn, Tüchel, Kolbente, Schwan und auch andere. Diese würden durch häufige Frequenz von Menschen gestört.
- Der Zürichsee als Naherholungsraum kann auch von einem Kursschiff aus oder von den zahlreichen prächtigen Spazierwegen an den Hängen genossen werden. Erholungslandschaften rund um den See, aber nicht direkt an seinen Ufern lassen eine verantwortungsbewusste Nutzung zu. Der ZSL setzt sich mit seinem Projekt Erholungslandschaft Zürichsee dafür ein, dass Erholungsmöglichkeiten nicht nur in unmittelbarer Ufernähe sorgfältig, situationsbezogen und im Einklang mit den ökologischen Gegebenheiten entwickelt werden.
- Kiesflachufer dienen vielen Fischen als Laichplatz und sind zugleich Fisch-Kinderstuben. Solche ökologisch hoch sensible Gebiete sind einzigartige Lebensräume und diese gilt es zu schützen.
- Die durch einen durchgehenden Seeuferweg erhöhte Nutzung des Seeufers würde auch ein grösseres Abfallproblem auslösen.
Der ZSL gewichtet daher das öffentliche Interesse an naturnahen, biologisch funktionierenden, möglichst ruhigen Seeuferzonen deutlich höher als das Bedürfnis nach einem durchgehenden Seeuferweg.
Februar 2024
96. GV Zürichsee Landschaftsschutz
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,
Die 96. GV des Zürichsee Landschaftsschutz findet am 17. Juni 2023, 14:00 Uhr in der Trotte zur Vogtei in Herrliberg statt.
Wir freuen uns, Sie dazu einzuladen.
Freundlich grüsst
Vorstand ZSL
Thomas Isler, Präsident
ZSL Newsletter April 2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir freuen uns, Ihnen hiermit den aktuellen Newsletter des Zürichsee Landschaftsschutz zu präsentieren und wünschen Ihnen unterhaltende Lektüre.
ZSL Newsletter April 2023
Sie erreichen uns unter info@zuerichsee-landschaftsschutz.ch – Sollten Sie es nicht bereits getan haben, teilen Sie uns bitte Ihre E-Mail Adresse für künftige Korrespondenz mit.
ZSL Newsletter April 2023
ZSL Newsletter April 2023 final
Mehr Grossbäume am Zürichsee
In der Absicht zu mehr Grossbäumen am Zürichsee und damit zur Lebensraumqualität beizutragen, hat der Zürichsee Landschaftsschutz politischen Behördenvertretern Regelungs- und Fördermöglichkeiten zusammengestellt, die bei einer (Teil-)Revision der kommunalen Bau- und Zonenordnung in Betracht gezogen werden können.
Beispiel einer Regelmöglichkeit zeigt das obige Bild: Vom Bauwilligen kann von Beginn weg ein ausgearbeiteter Umgebungsplan mit Angaben zum bestehenden und neuen, zukunftsfähigen Baumbestand als Teil des Baugesuchs verlangt und dessen Vollzugbei der Bauabnahme auch kontrolliert werden. Allfällige Änderungen bei der Umgebungsgestaltung sollten hinsichtlich Baumbestands wiederum bewilligungspflichtig sein. Die Baubewilligung kann hinsichtlich sichernder Nebenbestimmungen die gesetzlichen Möglichkeiten nach § 238 Abs.3 PBG umfassend ausschöpfen.
Dies ist nur eines der genannten Beispiele – die gesamte Auswahl der Regelungs- und Fördermöglichkeiten, die der ZSL an Gemeinderäte an Gemeinden rund um den Zürichsee sendete, finden Sie hier: Mehr Grossbäume am Zürichsee
Das Landschaftsbild des Zürichsees wird seit Jahrzehnten geprägt von einem durchgrünten Siedlungsgebiet mit grossen Bäumen. Der Grossbaum ist für das Landschaftsbild, die Biodiversität und die Bemühungen gegen den fortschreitenden Klimawandel von erheblicher Bedeutung. Seit ein paar Jahren sind die Spuren des Verlusts von Bäumen und Baumgruppen und der Verzicht auf Neupflanzungen deutlich sicht- und wahrnehmbar: Landschaftliche Strukturen gehen verloren, prägnante Bäume werden gefällt, die Identität stiftenden Grenzen zwischen den Gemeinden verwischen. Als ebenso bedeutsam erachten wir diesen Verlust im Hinblick auf die Problematik der Klimaerwärmung, die besiedelte Gebiete deutlich stärker als die unbebaute Landschaft trifft. Der Verein Zürichsee Landschaftsschutz begrüsst es, wenn sich die Zürichsee-Gemeinden aktiv für den Erhalt und die Neupflanzung von Grossbäumen und damit für die Förderung derer Ökosystemleistungen einsetzen.